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Interkulturelles ist Bereicherung für das eigene Leben

Interkulturelles ist Bereicherung für das eigene Leben

Das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ fördert verschiedene Projekte in Aue-Bad Schlema, Schneeberg und Lößnitz. Die freie Journalistin Katja Lippmann-Wagner begleitet ausgewählte Veranstaltungen und berichtet darüber. Heute: Das Frauenfrühstück in der Begegnungsstätte der Auer Brücke, die sich in Trägerschaft der Diakonie befindet.

Der Tisch, der im Begegnungsraum der Brücke in Aue steht, ist reichlich gedeckt. Süße Leckereien stehen neben deftigen und zum Teil exotisch wirkenden Aufstrichen. Um den Tisch sitzen Frauen und Kinder. Zum Großteil sind es Menschen mit Migrationshintergrund. Einige Frauen tragen Kopftücher. Die Stimmung ist gut, wenngleich die Frauen sehr zurückhaltend wirken. Evelin Pechmann, Mitarbeiterin der Diakonie, zu der die Brücke gehört, freut sich, wie gut das Frauenfrühstück angelaufen ist: „Etwa 16 Frauen kommen regelmäßig zu uns. Sie stammen aus Libyen, Afghanistan, Syrien und dem Irak.“ Der Tisch böte immer viele Köstlichkeiten. Etwa 15 Euro werden für ein Frauenfrühstück benötigt. „Wurst braucht man gar nicht kaufen“, lächelt Evelin Pechmann und verweist auf das darin verarbeitete Schweinefleisch. „Käse und Eiersalat kommen dafür richtig gut an“, so Pechmann. Die Frauen müssen für das Frühstück nichts bezahlen. „Wer möchte, kann aber gern etwas mitbringen“, so die Diakonie-Mitarbeiterin. Die unterschiedlichen und vor allem exotischen Aufstriche sprechen dafür, dass sich die Gäste gern einbringen. „Das hat vor allem den Hintergrund, dass wir lernen, was in den anderen Ländern gegessen wird“, so Pechmann und ergänzt: „Die Stimmung ist immer sehr angenehm. Heute war es ein sehr lebhaftes Frühstück mit Vorstellungsrunde.“ So werde verhindert, dass sich Hemmungen aufbauen. Zudem sorge Kommunikation dafür, dass sich die Teilnehmerinnen besser kennen lernen. „Meist wird dann in der Muttersprache geredet“, so Pechmann, die sich seit September 2019 um das Frauenfrühstück kümmert. Die Frauen werden aber darauf hingewiesen, Deutsch miteinander zu sprechen. Deutsch spielt eine wichtige Rolle. „Unsere ehrenamtlichen Helfer bieten auch Deutschkurse an.“ An Dienstagen und Donnerstagen treffen sich die Frauen dazu. Und natürlich sind auch Kinder gern gesehen. „Während der Ferien sind es mehr Kinder, während der Schulzeit selbstverständlich weniger.“ Themen finden sich in der Runde immer. Über die eigene Flucht sprechen die Frauen eher weniger, es sei denn man spricht sie direkt darauf an.

Aus Sicht von Evelin Pechmann ist die Runde sehr aufgeschlossen: „Es ist wichtig, erst zuzuhören. Dann öffnen sie sich und sprechen über ihre Sorgen, Ängste, aber auch Hoffnungen und Wünsche. Da müssen wir nicht nachbohren.“ Pechmann strahlt aber auch eine unglaubliche Ruhe aus: „Manchmal reicht es, wenn ich sie in den Arm nehme.“ Menschlich sein – das sei das Wichtigste, so die 60-Jährige Pechmann.

Probleme gebe es trotz der verschiedenen Nationalitäten nicht. „Die meisten wohnen derzeit in Aue, doch auch aus Lößnitz kommt eine Familie.“

Das Engagement in der Brücke geht aber über Deutschkurse und Frauenfrühstück weit hinaus. „Wir wollen Begegnungsstätte sein, bieten Hilfe beispielsweise beim Arztbesuch“, so Pechmann, die als Verkäuferin arbeitete und zunächst über einen Ehrenamtsjob zur Brücke kam. „Ich wollte noch einmal etwas ganz anderes machen. Hier kann ich etwas bewirken, mich aktiv einbringen.“ Pechmann sieht das, was sie in der Brücke erlebt, als Bereicherung für ihr eigenes Leben. „Wenn sich die Frauen wohlfühlen und erstes Vertrauen aufbauen, ist das richtig schön.“